Freitag, 7. Juli 2017

Weimar

Tag 6 Weimar.  Weimar ist für mich der Inbegriff von Spiessigkeit. Piefige Kleinstadt, die sich was auf ihre Geschichte einbildet. Ich möchte hier nicht tot überm Zaun hängen. Goethe und Schiller hin oder her; Herder, Novalis und Konsorten dito. Ich hätte auch zu den Blütezeiten Weimars hier nicht leben wollen. Ich glaube nicht, dass ich mit meiner Art in der feinen Gesellschaft Anklang  gefunden hätte. Mir wäre es wahrscheinlich wie Christiane Vulpius gegangen.
Das einzige, was ich bisher in Weimar gut fand, war die Gründung der Republik 1919. Naja, und der große Park an der Ilm findet auch Gnade vor meinen Augen. Goethes Parkhaus fällt schon wieder durch. Aber jetzt ist Weimar in meiner Achtung deutlich gestiegen. Wir haben die Anna-Amalia-Bibliothek besichtigt. Eine wunderschöne blau-weiss-goldene Rokkoko-Bibliothek. Und eben keine tote Museumsbibliothek, sondern Forschungsbibliothek. Wenn ich ein Forschungsanliegen zu der Zeit hätte, könnte ich die Bibliothek von Anna Amalia nutzen. Und käme auch in den Bücherturm, wo die Bücher ihres Sohnes stehen. Was mich aber endgültig umhaut, ist das moderne Studiententrum, die moderne Bibliothek. Ohne Bibliothekskarte, ohne Mitglied zu werden und 10 Euro Jahresgebühr zu zahlen, darf ich nur ins Erdgeschoss. Ich bin schon in genug Büchereien Mitglied, also wiederstehe ich der Versuchung. Zumal das Neuerwerbungen-Regal im Freihandbereich im Erdgeschoss steht. Ich bin kurz davor mich festzulesen, da fällt mir das Versprechen wieder ein, dass ich den Kindern gegeben habe: in 10 Minuten komme ich in den Park. Seufzend lasse ich die Bücher Bücher sein.
Weltkulturerbe Bauhaus-Bauten in Weimar?  Das van-de-Velde-Haus habe ich immer noch nicht gesehen. Nächstes Jahr. Vielleicht.

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