Sonntag, 9. Juli 2017

TFF Rudolstadt

Tage 6-10 Rudolstadt Festival. Jedes Jahr Anfang Juli zieht es die Folkmusik-Gemeinde in das beschauliche thüringische Städtchen Rudolstadt. Von Donnerstag 21 Uhr bis Sonntag 22.30 Uhr gibt's was auf die Ohren. 120 Auftritte von 40 Bands. In der ganzen Stadt verteilt. Die großen Bands und Künstler auf den beiden Bühnen im Heine-Park, mittelgroße auf der Heidecksburg und auf dem Marktplatz. Die kleinen überall verteilt auf allen Plätzen, Straßenecken, Hinterhöfen. Wo eben Platz ist. Und nicht alle Musik steht im Programmheft. Einiges ist spontane Jam-Session. So jede Nacht an der Bar im Freibad...

Leider heisst es nicht mehr TFF. Was mehr ist als nur eine Namensänderung. Wer Amy McDonald als Hauptact zu Beginn am Donnerstag hat inkl. Live Stream bei Arte, der wird überrannt. Und damit verändert sich vieles, vor allem in der Stimmung bzw. Atmosphäre. Ja, es ist immer noch friedlich und freundlich, aber es ist ein Geschiebe wie auf dem Weihnachtsmarkt. Ja, jede Menge nette Leute, nur zuviel davon. So schaue ich mir Freitag zwar die Strassenmusiker an, aber das reicht mir dann auch als Ausflug in die Innenstadt. Stattdessen gehe ich am Samstag vormittag mit Silke ins Schillerhaus in den Garten, Mittagspause mit den Mädchen oben auf der Heidecksburg auf der Terrasse am Teehaus. Beides Ruhepole in diesen Menschenmassen und der Hitze. Trotzdem immer wieder nette Begegnungen mit anderen Menschen, Männern und Frauen. Es überrascht mich, wie leicht ich in Kontakt komme, wenn ich offen bin. Wie Leute auf mich zu kommen. Die Musik spielt dieses Jahr eher eine Nebenrolle. Vielleicht weil ich über die Jahre schon so viel Musik, und soviel unterschiedliche Musik gehört habe. Da setzt langsam Übersättigung ein. Die Bands sind gut, ohne Frage. Es ist auch nett, hier zu sein, klare Sache.
Um mich wirklich zu faszinieren, muss es ungwöhnlich sein. Klar, Dreiviertelblut ist so gut und besser als im Internet, die Tanzacts wie Banda Internationale, Troika, Branka galoic fetzen.
Wirklich fasziniert bin ich von Erin Karven. Norwegerin, Samin und begnadete Joikerin. Joiken ist der Kehlkopfgesang der Samen, mit dem sie ohne Worte Gefühle zu Personen und Ereignissen besingen. Erin Karven joikt zu 100 Jahre Womens Rights. Die zweite Band, die sich mir dieses Jahr einbrennt ist Niteworks von der Isle of Skye. Techno mit Dudelsack und Pipe auf gälisch mit einer begnadeten Sängerin. Da gehe ich zu beiden Auftritten.

Insgesamt lässt sich sagen, 2017 bestand das Festival aus baden: baden im Freibad, baden im Sonnenlicht, baden in der Musik, baden in der Saale, baden in Marihuana-Schwaden, baden in der Menschenmenge.

Nächstes Jahr nicht in Jerusalem, sondern nächstes Jahr in Rudolstadt. Ort, an dem ich spüre, wie Leben auch sein kann. Estland ist 2018 Gastland. Mal gucken was es da für Musik gibt.

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