Mittwoch, 19. Juli 2017

Traumpfade an der Mosel

Tage 15 und 16
Deutschland besteht ja nun aus deutlich mehr als nur Weltkulturerbe. Wir haben ganz viele wunderschöne Naturlandschaften. Die einfach da sind, ohne besondere Auszeichnung. So ist es mit der Mosel. Trier ist Weltkulturerbe, aber das kenne ich schon vom Studium. Stattdessen treffe ich mich mit einer meiner ältesten Freundinnen, die ich noch aus der Schule kenne. Als wir 15 waren, wollten wir gemeinsam eine Fahrradtour machen. Das haben meine Eltern damals als zu gefährlich eingestuft, wir zwei wilden Weiber allein unterwegs und es verboten.  Jetzt sind wir groß, unsere Kinder auch, so dass wir wieder Zeit und Muße für schräge Aktionen haben. Wandern an der Mosel. Allein die Diskussion über den Übernachtungsort löst Erinnerungen aus. In der 9. Klasse waren wir an der Ahr und der Klassen- und Lateinlehrer hat jedem Mädchen aus der Klasse ein Glas Rotwein ausgegeben... Also wünsche ich mir ein Weingut als Basisstation für die geplante Wanderung.  Doris will Burgen sehen, und so landen wir im Weingut Fries in Kattenes. Samstag um 11 Uhr beginnen wir erstmal mit einem Kaffee und jeder Menge quatschen. Erster Plan ist mit dem Schiffchen über die Mosel zu schippern. Nach einer Turbo-Befüllung mit Schnitzel, Pommes rot-weiss und einer Flasche Riesling (40 Min. von bestellen bis aufstehen) stellt sich heraus, die Goldstück ist in Cochem und kommt erst morgen wieder am Anleger in Löf vorbei. Auf zum Alternativ-Programm: auf der gegenüberliegenden Moselseite thront die Burg Thurand.
 Unter weiterem Quatschen tappern wir den Berg hoch und sind oben begeistert von Burg und Blick über die Mosel. Die eine Hälfte gehörte nach Trier, die andere nach Mainz und beide Fürstbischöfe haben sich einen ordentlichen Turm gebaut, von dem wir übers Land gucken können. Unten in unserem Weinhaus wieder angekommen, wollen wir uns eigentlich frisch machen.  Und wie das mit dem eigentlich so ist, wir quatschen uns fest, leeren vor, bei und nach dem Abendessen zwei Flaschen Riesling des Hauses und reden und reden und reden. Am nächsten Tag steht eine richtige Wanderung zu einer richtigen Burg an. 12 Kilometer über Traumpfade zur Burg Eltz.
Wer es noch erinnert, das war die Burg auf dem 500 DM Schein. Bisher dachte ich ja, Traumpfade, dreamlines, gäbe es nur in Australien.  Weit gefehlt, die Tourismus-Industrie hat zig Pfade an Mosel und Rhein zu Traumpfaden ernannt. Und ich gebe zu, die Tour ist wirklich schön. Wir gehen sie gegen den Uhrzeigersinn. Zum einen sind wir dann nicht im Pulk, zum anderen haben wir, wie sich dann herausstellt, ein ganz fieses Stück Schotterstrecke abwärts. Auf der anderen Seite aufwärts ist deutlich leichter zu begehen, auch wenn es sich ewig zieht. Was am ersten Tag schon sichtbar war, zeigt sich auch am zweiten Tag: wir sind ein gutes Wanderteam, auch wenn ich deutlich schlapper bin als Doris. Beim Wein am Abend schmieden wir Pläne.  Wir sind beide schon den Jakobsweg gelaufen,  waren in Santiago de Compostela. Was uns jetzt noch anprickelt, wäre eine Alpenüberquerung. Mal schaun.

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