Sonntag, 24. März 2019

Digitalisierung in Estland

Delegationsreise mit Minister Pegel nach Estland, drei Tage, zwei Städte. Thema Digitalisierung und Innovationszentren. Und weil wir schon mal da sind, Eröffnungsfeier des Saksa Kevad, des Deutschen Frühlings, nehmen wir auch noch dran teil.



Ach ja, Städtepartnerschaften haben wir ja auch noch, schnell noch eine Kunstausstellung in Tallinn von Schweriner Künstlern eröffnen und eine Kooperationsvereinbarung zwischen Greifswald und Tartu unterschreiben.


Die drei Tage sind völlig überfüllt mit Terminen. Mich interessiert Digitalisierung ein bisschen und Innovationszentren sehr. Den Rest nehme ich so mit.




Estland ist klein, hat wenig Geld, also haben sie seit 1991, seit Neugründung des Staates, konsequent ihre Verwaltung digitalisiert. Und sich quasi nebenbei ein prosperierendes Geschäftsfeld geschaffen. Denn ihr Know how verkaufen sie jetzt in die Welt. Ich höre Vorträge über e-Governance, über die X-Road, höre immer wieder Diskussionen über Datensicherheit, lerne Worte wie Information Security Officer und Cyber Defense Exercises, Cyber Hygiene und Awareness. Denn zum Schluss läuft es auf zwei analoge Tugenden hinaus, Vertrauen und Verantwortung: ich muss Vertrauen haben, dass mein Staat meine Daten sicher schützt vor Übergriffen. Sowohl vor Übergriffen frender Staaten und Einzelpersonen als auch vor Übergriffen eigener Behörden. Ich muss sicher sein, dass meine Privatsphäre privat bleibt. Und ich muss die Verantwortung übernehmen, zu kontrollieren, wer Zugriff auf meine Daten nimmt. Dahinter stecken tricky Fragestellungen: die Balance zwischen Neugier und Notwendigkeit, die klare Ahndung von unerlaubtem Zugriff auf Daten, die Unterbindung von Datenzusammenführung bzw. die getrennte Aufbewahrung unterschiedlicher Datensätze, um Missbrauch von vorne herein zu verhindern. Es braucht ein klares Digital Mind Set. Inklusive des Wissens, dass bei Datenmissbrauch über ID-Nachverfolgung harte Sanktionen sofort erfolgen. Ein Cultural Mind Set zu Digitalisierung also.

Nach solchen tiefschürfenden Diskussionen erweisen sich die Innovationszentren überraschend normal.



Kernfrage ist natürlich: was macht innovative Produkte möglich?
Und die Antwort ist für mich: freien Raum zum Ausprobieren , sowie Anregungen zum Tun. Ein drei W-Prinzip. Also ein Wow Room, ein Show Room, was bereits neu ist, Werkstätten für Prototypen auszuprobieren und Workshops, die meine Skills erweitern. Sparks in Tartu erinnert mich an ein Jugendzentrum, gekreuzt mit dem Werkraum einer Schule, angedockt an eine Firmenmesse. Im Mektory in Tallinn sind die Werkräume eher Berufsschulniveau, und die Seminarräume wirken deutlich gelackter. Aber hier klebt auch an fast jedem Raum das Label einer internationalen Firma. Aber das Prinzip ist gleich: Raum, Material und Know how bereitstellen für Start ups.
Da die Stärke eher in wissensbasierten Produkten, wie IT-Security liegt, und nicht im gewerblichen Bereich, ziehen sie die Aufmerksamkeit der großen Firmen auf sich und verkaufen ihr Können im Bereich Softe Produktion. Und prosperieren. Und manches Mal ist doch eine coole Entwicklung in einem gewerblichen-technischenm Bereich dabei.
Auf jeden Fall nehme ich eine Menge Anregungen von dieser Reise mit nach Hause zurück. Manches wird sich leicht umsetzen lassen, manches erst auf lange Sicht.

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