Donnerstag, 7. März 2019

Sekundenglück

Konzertvorbereitung. Die Eintrittskarten hängen schon seit Monaten am Kühlschrank, gekauft in den ersten 30 Minuten nach Öffnung des Vorverkaufs im Internet. Die Zugfahrkarte nach Kiel hängt seit Wochen daneben. Mit Erscheinen des Albums immer wieder bei YouTube reingehört. Doch dann geht es richtig los: Rucksack packen, Daypack mit Minimalausstattung. Konzertkarte, Fahrkarte, Portemonnaie, Handy und Ladekabel. Alles andere lässt sich improvisieren. Und auf zum Bahnhof.
Vorm Konzert in Kiel mit Kind 1 und der langjährigen Freundin (seit 1990) noch vornehm essen gehen an der Kiellinie. Ich habe die Konzertkarten bezahlt, sie bezahlt das Essen. Und dann geht es los. Die Halle ist ausverkauft, wir finden gerade noch in relativer Nähe einen Parkplatz.

Ich habe lange gezögert, welche Plätze ich kaufe. Ich kenne die Halle von anderen Konzerten. Eigentlich nur Sitzplätze. Egal. Ich entscheide mich für den Innenraum. Weil - da kann man wenigstens aufstehen und an den Seiten tanzen. Die Karten, die ich zugeschickt bekommen habe, reden schon gar nicht mehr von Sitzplatz. Stehplatz Innenraum ist da die Aussage. Zu dem Zeitpunkt ist das Konzert aber auch schon ausverkauft. 9000 Leute sind wir an dem Abend. Auf dem Hinweg zum Konzert hören wir die neue CD. Tumult von Herbert Grönemeyer. Soviele Sekunden Glück, soviele Sekunden Intensität schon in der Vorbereitung aufs Konzert.



Und dann fängt es an. Gleich mit "Sekundenglück". Und so geht es Lied auf Lied. Die neuen und die alten Lieder. Wir stehen unten, links der Bühne, die weit hineinragt in das Publikum. Können ihn relativ gut direkt sehen, egal wo auf der Bühne er sich gerade befindet. Große Leinwände im Hintergrund zeigen sowohl Grönemeyer in Echtzeit bei den alten Songs als auch Projektionen, Grafiken, Farben als Begleitung in den neuen Liedern. Gänsehaut bei manchen seiner Ansagen. Als er die Bedeutung jedes Einzelnen  betont, dass man sich mit sich selbst auseinandersetzen muss, mit den eigenen inneren Feindbildern. Aber insgesamt sagt er nicht viel. Sondern lässt die Lieder, die Texte für sich sprechen. Und singt meine beiden Lieblingslieder von ihm: Mensch und Sie mag Musik nur wenn sie laut ist.
Nach zweieinhalb Stunden und drei Zugabenblöcken ist das Konzert vorbei. Tanzen, zappeln, mitsingen, freuen, strahlen, spüren. Nicht Sekundenglück, sondern Stundenglück war der Abend.




Und klingt noch nach. Manche Lieder werde ich mir nochmal leise anhören, die Texte aufnehmen, annehmen, verarbeiten. Weiteres Sekundenglück.

1 Kommentar:

  1. Ja. Kann ich alles genauso bestätigen. Auch von einem Sitzplatz aus.
    In einem Interview sagte er, dass erst die Musik in seinem Kopf wäre und erst später der Text folgt.
    Hört man sich die neuen Lieder hinter diesem Hintergrund an, wird die Musik nochmals etwas besonderes.

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